Donnerstag, 8. Dezember 2016

Negativer Effekt der negativen Visualisierung

Mit diesem Post schlachte ich eine heilige Kuh des Stoizismus. Denn meiner Meinung nach sollte man die vielzitierte negative Visualisierung entweder nur in höchst abgeschwächter Form betreiben oder am Besten ganz sein lassen.
Wir leben in einer Zeit in der Depressionen, Ängste und Zwangserkrankungen epidemisch zunehmen. Die neuen Medien stürmen mit ihrer schreienden Informationsflut auf uns ein und peitschen uns mit ständig neuen Schreckensmeldungen auf.
Wir werden also ständig damit konfrontiert was alles geschehen kann, bzw. auf wieviel verschiedene Arten und Weisen man zu Tode kommen kann. Die Bilder schrecklicher Verbrechen und Terroranschläge werden uns rund um die Uhr frei Haus geliefert.
Diese Entwicklung noch mit zusätzlichen Imaginationen zu befeuern halte ich für wenig sinnvoll. Unsere ohnehin schon angespannte Psyche reagiert auf negative Visualierung und Bilder ähnlich wie auf tatsächliche Ereignisse. Unser Stresspegel steigt weiter an. Im schlimmsten Fall erkranken wir an einer generalisierten Angststörung. Bei dieser Erkrankung sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage aus dem dauerbesorgten Zustand auszusteigen.
Der vermeintliche Effekt, dass man sich dadurch besser auf tatsächliche Ereignisse vorbereiten könne und einen das vorgestellte Ereignis, wenn es denn tatsächlich eintrifft, psychsisch weniger hart trifft, ist unbewiesene Theorie. Wir können Dinge mental erst dann verarbeiten und überwinden wenn sie uns tatsächlich treffen.
Und überhaupt, es gibt unzählige negative Ereignisse die uns zustoßen können: Verlust, Verbrechen, Raub, Mord , schwere Erkrankungen, Kindesentführung, Erdbeben, Flugzeugabstürze, Autounfälle, Wohnungsbrände, Krieg, Flucht, Terroranschläge, finanzieller Ruin, Scheidung und, und, und....
  Wollen  wir wirklich unsere kostbare Lebenszeit damit verbringen sie alle durch zu imaginieren? Ich möchte das nicht, und halte es aus den genannten Gründen auch nicht für sinnvoll. Auch verfügen wir nicht über die zeitlichen und finanziellen Ressourcen uns auf sämtliche negative Ereignisse konkret vorbereiten zu können.
(Wer das trotzdem tun möchte kann sich ja mal auf den Websites der sogenannten "Preppies" umsehen.)
Stattdessen folge ich dem Ansatz von Prof. Irvine und führe eine Liste auf der ich notiere wofür ich dankbar bin. Das können meine Frau und meine Kinder sein, aber auch die Tatsache dass ich laufen, atmen, leben kann, ich bin dankbar für frisches Wasser, den vollen Kühlschrank und so weiter.
Das verhindert die von Irvine so genannte hedonistische Adaption und bewirkt damit das gleiche wie die negative Visualisierung.

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